
André Ouedraogo, Fatima Nabare und Reinatou Nikièmo sind drei Beispiele dafür, dass Menschen an allen Orten und mit ganz verschiedenen Voraussetzungen Friedenstiften lernen und erfolgreich umsetzen. Die EIRENE-Partnerorganisationen APENF und WANEP in Burkina Faso vermitteln Kompetenzen in gewaltfreier Konfliktbearbeitung.
Erfolgreich beim Konflikt vermittelt
Herr Ouedraogo erlernte diese Kompetenzen im Alphabetisierungszentrum in Goué, einer Kleinstadt in der Nähe von Ouagadougou. Dem Unterricht folgte er zunächst mit Skepsis. Als junger Mann hatte er oft zu Waffen gegriffen, um seine Interessen durchzusetzen. Doch die gewaltfreie Kommunikation im Alphabetisierungszentrum beeindruckte ihn sehr. Als ein Landkonflikt zwischen jungen Männern seines und eines anderen Stadtteils ausbrach, setzte er um, was er gelernt hatte. Er stoppte die Anwendung von Waffengewalt, indem er den Jugendlichen einen alternativen Weg der Konfliktschlichtung anbot: Gemeinsam mit dem Verantwortlichen für Stadtentwicklung identifizierte er einen hochgeachteten alten Mann, der sich zunächst mit jeder Gruppe einzeln traf. Der alte Mann erzählte ihnen die Geschichte ihrer Stadt und die jungen Männer stellten fest, dass sie gemeinsame Vorfahren haben. Sie waren einander gar nicht so fremd, wie sie dachten. Sie akzeptierten Verhandlungen und erreichten eine Einigung. Er selbst hatte es wohl am wenigsten erwartet: Seither wird Herr Ouedraogo immer wieder hinzugerufen bei eskalierenden Konflikten. Man nennt ihn nun „den Friedensstifter“.
Die Frau mit dem Eselschaubild
Auch Frau Nabare hatte überraschenden Erfolg. Die Analphabetin erlernte Methoden gewaltfreier Konfliktbearbeitung in ihrem Frauen-Sparverein. Bei ihr fiel der Groschen, als sie das Bild mit den Eseln sah, die im Kampf gegeneinander sich schaden und miteinander weiterkommen. Als ihr Vater und ihr Onkel um Land stritten, zeigte sie ihnen dieses Bild. Belehrende Worte hätten sich die alten Herren nicht gefallen lassen von ihrer Tochter, aber dieses Bild sprach für sich. Frau Nabare trägt nun engagiert dazu bei, dass es an vielen wichtigen Stellen hängt, sogar in Regierungsgebäuden.
Friedensclubs wollen Dachverband gründen
Friedenstiften lernen kennt keine Alters- oder Geschlechtsgrenzen. Reinatou Nikièmo ist Präsidentin des Friedensclubs an ihrem Gymnasium. Als Alkohol und Drogen in ihrer Schule auftauchten, reagierte die Schulleitung repressiv: die Schülervertretung wurde verantwortlich gemacht und deren Schulfest wurde abgesagt. Da mischte sich Reinatou ein. Am Ende erkannte der Schulleiter seinen Fehler. Beflügelt durch diesen Erfolg wünschen sich nun alle sechs Friedensclubs, einen Dachverband der Friedensclubs zu gründen, damit ihre Wirkung ein nationales Echo erhalten kann.
Der lange Weg zum Frieden
„Frieden wird nicht per Dekret erreicht. Es ist eine Aufbau-Arbeit“, so sagt es Boniface Cissé, der Leiter des ZFD-Programms von EIRENE im Sahel. Diese drei Friedensstifter_innen geben ihm Recht.
Von Dr. Emmanuel Noglo, EIRENE-Friedensfachkraft im Sahel