
Ohne Schulbildung droht Armut. Der Anschluss an radikal-islamistische Gruppen wächst.
Lesen und Schreiben können, einen Beruf erlernen – das ist der Wunsch aller Kinder und Jugendlichen im westafrikanischen Niger. 2017 schafften das gerade mal 27 Prozent. Bei Mädchen lag die Zahl deutlich niedriger. Die Hürden für einen erfolgreichen Schulbesuch sind hoch. Die staatlichen Schulen unterrichten in der Kolonialsprache Französisch, die die meisten Kinder nicht sprechen. Die weit verbreiteten Koranschulen sind schlecht ausgestattet und vermitteln außer den Koraninhalten bisher keine Lese- und Schreibfähigkeiten.
Ohne ausreichende Grundbildung, ohne Schulabschluss sind Frust, Arbeitslosigkeit und Armut vorprogrammiert. Genau diese Situation nutzen radikal-militante Gruppen aus und locken mit falschen Versprechungen. Unter den sogenannten islamistischen Kämpfern sind zunehmend Jugendliche.
Lesen und Schreiben lernen mit neuen Lehrplänen
EIRENE hat mit den Koranschulvereinigungen neue Unterrichtsformen entwickelt. Kernstück ist die Alphabetisierung der Kinder in ihrer Muttersprache. Nur so können die Kinder Lesen und Schreiben lernen und damit eine Chance auf einen Beruf bekommen. EIRENE finanziert die Übersetzung und Druck der Schulbücher. Die Lehrer_innen erhalten Fortbildungen, um die Kinder in ihrer Muttersprache zu unterrichten. Auch weltliche Themen wie Sexualität, Gesundheit und Umwelt sowie Friedensbildung stehen jetzt in den Lehrplänen und werden von den Lehrkräften unterrichet.
Weiterhin können die Schüler_innen nach der Grundschule in eine Übergangsklasse wechseln. Dort wird auch Französisch unterrichtet, um sie auf die weiterführenden staatlichen Schulen vorzubereiten.
Dieses neue Bildungskonzept findet großen Anklang und wurde von vielen Koranschulen schon übernommen. Insbesondere die Einschulung und Alphabetisierung der Mädchen hat in der Projektregion nachweislich zugenommen.
Gewaltfreiheit in Koranschulen - Lesen Sie hier das Interview mit Ramatou Alfadi, der Leiterin des EIRENE-Programms Friedliche Zukunft im Sahel.
Das setzt EIRENE um:
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Konzeption und Produktion von Lehr- und Kinderbüchern mit arabischen Schriftzeichen in den Muttersprachen der Schüler_innen, um Lesen und Schreiben zu ermöglichen
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Schaffung von Übergangsklassen für die französischsprachigen weiterführenden Schulen
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Lobbyarbeit bei Schulbehörden und Bildungsvertreter_innen zur Einführung und Umsetzung neuer der Lehrpläne, die Gewaltfreiheit und weltlichen Themen in den Fokus nehmen.
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Sensibilisierung der Lehrer_innen gegen körperliche Gewalt, Pädagogik-Fortbildungen für insgesamt 150 Lehrer_innen
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Verbesserung der Hygienevorrichtungen in den Schulen, insbesondere wegen der Corona-Pandemie.
So können Sie Kindern im Sahel eine Chance auf Bildung schenken:
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Es fehlen ausreichend Lehr- und Lesebücher in den Muttersprachen der Schüler_innen. Für die Übersetzung, Druck und Verteilung werden pro Buch 55 Euro benötigt.
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Um die Hygiene zu verbessern, soll in allen Schulen der Zugang zu Wasser und zu Waschgelegenheiten verbessert werden. Rund 200 Euro pro Schule werden dafür veranschlagt.
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Mit 250 Euro helfen Sie entscheidend, um die Entwicklung und Einführung verbesserter Lehrpläne voran zu bringen.
Land/Region: Niger, Departements Dosso, Filingue
Finanzierung: Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Märkisches Landbrot Berlin, Stiftung Shanti Berlin, Eigenmittel EIRENE
Lokaler Partner: Zusammenschluss von 4 lokalen NROs unter dem Projektitel "Friedliche Zukunft im Sahel"
Projektlaufzeit: 2019-2023
Ansprechperson bei EIRENE: Daniel Djedouboum, djedouboum [at] eirene [dot] org