
Mit der Methode des Forum-Theater werden Konflikte in der Region Große Seen (Burundi, DR Kongo, Ruanda) auf die Bühne gebracht. Die breite Öffentlichkeit wird in konstruktiver Konfliktlösung aktiv.
„Wenn es nach mir ginge, könntet ihr alle gehen. Mit euch sind nur Probleme gekommen!“ Der junge Kongolese redet sich in Rage und zeigt mit dem Finger auf burundische Geflüchtete im Publikum. Immer wieder betont er, dass die Geflüchteten stehlen, den lokalen Frauen nachjagen, sich schlecht benehmen und faul sind. Eine ältere Kongolesin aus dem Publikum ergreift das Wort: „Du bist nicht fair! Erinnere Dich daran, als bei uns die Rebellion ausbrach. Wieviele haben sich nach Burundi zurückgezogen und sind dort mit offenen Armen empfangen worden!“ Zwei Personen klatschen spontan, andere schließen sich an. Seitengespräche hier und dort. Eine burundische Frau schreitet nach vorne, plädiert für Verständnis, betont dass es überall schwarze Schafe gibt, die sich danebenbenehmen. Man soll nicht alle über einen Kamm scheren. Eine halbe Stunde später werden Ideen entwickelt, um Geflüchtete besser zu integrieren. Eine lokale Gruppe übernimmt die Umsetzung.
Forum-Theater ist eine ideale Methode, um über heikle Themen zu sprechen, sei es ethnische Konflikte, häusliche Gewalt, Korruption oder Streit um Land. Das Theaterstück ist dabei Spiegel der Realität, sowie Stimulanz für Reflexion und Austausch. Das Publikum entwickelt Ideen und kreiert Wandel. Nach einem 30 bis 45 Minuten langen Stück, das authentisch und emotional den Konflikt umreißt, wird das Publikum mithilfe einer/s Moderatorin/s eingebunden. Es identifiziert die Konfliktursachen und macht Lösungsvorschläge. Schlüsselszenen werden dann ein zweites Mal aufgeführt und Publikumsmitglieder haben die Gelegenheit, auf die Bühne zu kommen, Gewaltakteure herauszufordern und den Ausgang der Szene positiv zu beeinflussen. Gemeinsam werden Handlungsoptionen entdeckt, um Konflikte gewaltfrei zu transformieren.
Im ZFD-Programm Große Seen wird Forum-Theater zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und zur Bearbeitung von Landkonflikten in Burundi angewandt, sowie zur Transformation von Konflikten zwischen burundischen Geflüchteten und der lokalen Bevölkerung im Kongo. Zudem unterstützt EIRENE die regionale ruandisch-kongolesische Theatergruppe BADILIKA, die für ihr politisches Theater 2016 den ÖNZ-Friedenspreis erhalten hat. BADILIKA ist 2017 beim deutschen Kirchentag in Berlin und bei der 60-Jahrfeier von EIRENE aufgetreten.