Frieden braucht weltweite Expertise

Nadège Kolobh und Michael Odhiambo besuchen den Rhein in Neuwied während ihrer Vorbereitung zum Fachkraftdienst.

Im Jahr 2021 konnte EIRENE zusammen mit anderen Nichtregierungsorganisationen einen großen Erfolg feiern: Im Zivilen Friedensdienst können jetzt Menschen aus allen Ländern der Welt als internationale Fachkräfte arbeiten. Zuvor war eine Tätigkeit als internationale Fachkraft zwingend an den Besitz eines EU-Passes gebunden. Zwei, die davon profitieren, sind die neuen EIRENE-Fachkräfte Nadège Kolobh und Michael Odhiambo.

Nadège Kolobh kann auf über 12 Jahre Erfahrung in der Friedensarbeit zurückblicken. Seit 2008 war die gebürtige Togolesin beim West Africa Network for Peacebuilding (WANEP) aktiv, mit dessen Landesverband EIRENE in Burkina Faso partnerschaftlich zusammenarbeitet. „Bei WANEP habe ich als Assistentin angefangen, dann wurde ich Projekt- und später sogar Programm-Managerin. Diese Position habe ich dann 7 Jahre ausgefüllt.“ Bei EIRENE hat sie in diesem Jahr eine Stelle in Niger bei CN-RACOM, einem Netzwerk von lokalen Radiosendern,  angetreten. Lokalradios im Sahel haben besondere Friedenspotenziale, da ihnen Menschen in allen Regionen des Landes zuhören und sie ein hohes Vertrauen genießen. „In Togo habe ich vor allem Kompetenzen im Bereich der Friedenserziehung gesammelt, jetzt freue ich mich darauf, diese Kenntnisse auch im Bereich der konfliktsensiblen Medienarbeit in Niger einzusetzen“, antwortet sie auf die Frage nach der Motivation für den Stellenwechsel.

"Ich trage Gott im Herzen, er wird mir helfen, auch im neuen Arbeitsfeld des Friedensjournalismus Fuß zu fassen." - Nadège Kolobh

Michael Odhiambo ist gebürtiger Kenianer, er besitzt aber auch die britische Staatsangehörigkeit. „Mit dem Brexit war meine Anstellung bei einer großen deutschen Entwicklungsorganisation nicht mehr möglich, da mein britischer Pass kein EU-Pass mehr war.“ Zuvor hatte er seine Menschenrechts-Expertise im Rahmen von staatlichen Kooperationen zwischen Afrika und der EU eingebracht. Er arbeitete mehrere Jahre mit marginalisierten Gruppen in Ruanda zu Menschenrechten, in einem von Repression gezeichneten Umfeld. Seine Vertragsverlängerung war eigentlich nur noch Formsache, doch der Brexit verhinderte seine Weiterbeschäftigung. Danach befand sich der hervorragend ausgebildete und eloquent auftretende Mann unversehens auf Jobsuche: „Bei meiner bisherigen beruflichen Erfahrung war klar, dass ich im Bereich der Entwicklungs- und Friedensarbeit bleiben möchte. Doch alle Stellenausschreibungen, die ich gesehenhabe, verlangten, dass nur Menschen mit EU-Pass sich bewerben können. Als ich das Stellenangebot von EIRENE sah, da dachte ich, dass einfach der Zusatz über den EU-Pass vergessen wurde. Doch glücklicherweise war das nicht der Fall.“

Michael Odhiambo ist seit diesem Jahr EIRENE-Fachkraft in der DR Kongo und unterstützt dort die Organisation Femmes Artisans de Paix (FAP). Seine Aufgaben liegen im Bereich der gendersensiblen Konflikttransformation und der Organisationsentwicklung. Er freut sich auf die neue Herausforderung und bringt auf vielen Ebenen wichtige Vorerfahrungen mit: „Ich kenne Ostafrika sehr gut. Meine Frau kommt aus Tansania, zu Hause sprechen wir Suaheli, zusätzlich beherrsche ich noch Englisch, Französisch und auch Lingala, eine der kongolesischen Sprachen. Bei der Arbeit von FAP geht es darum, Frauenrechte im familiären Umfeld und in den Projektgemeinden zu stärken. Die kongolesische Gesellschaft ist hochgradig patriarchal geprägt. Ich denke, dass ich gerade als Mann, der von außen kommt, aber gut die lokalen Verhältnisse kennt, einen wichtigen Beitrag zum Projekterfolg leisten kann.“

Mehr Infos über den EIRENE-Friedensdienst in der DR Kongo

Für Nadège und Michael ist ihre Arbeit für Frieden mit EIRENE mehr als bloßer Broterwerb. „Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, mich für Frieden in Westafrika einzusetzen. Ich trage Gott im Herzen, er wird mir helfen, auch im neuen Arbeitsfeld des Friedensjournalismus Fuß zu fassen“, bekräftigt Nadège ihre Motivation, als internationale Fachkraft nach Niger zu gehen. „Als ich mich mit EIRENE befasst habe, habe ich gesehen, dass die Organisation für Werte steht, die mich seit klein auf prägen. Das war ausschlaggebend für meine Bewerbung. Dass es EIRENE nun gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen gelungen ist, universelle Menschenrechte im Bereich der internationalen Entwicklungs- und Friedensarbeit umzusetzen und diskriminierende Hürden abzubauen, erfreut mich sehr“, betont Michael, als er auf die Öffnung des ZFDs für Menschen ohne EU-Pass angesprochen wurde.

Dieser Artikel stammt aus dem EIRENE-Jahresbericht 2021

EIRENE ist auf dem Weg hin zu einer diskriminierungssensiblen Organisation. Wir möchten, dass alle, die bei EIRENE mitwirken, eine wertschätzende Zusammenarbeit innerhalb von EIRENE erleben und in einer guten Arbeitsatmosphäre ihre Potenziale zum Wohl und Erfolg von EIRENE entwickeln können. Wir möchten unsere Kooperationen respektvoll gegenüber den Partnerorganisationen und machtkritisch gegenüber uns selbst gestalten. Das ist Teil unseres Auftrags, uns gewaltfrei für den Frieden einzusetzen.

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