Ein Regenbogen verbindet Deutschland und Bolivien

Mit EIRENE gehen Freiwillige von Deutschland nach Bolivien und umgekehrt. Der Reverse-Freiwilligendienst bietet Raum für unzählige Begegnungen und gegenseitiges Lernen.

„Als ich damals nach Deutschland kam, da warteten schon meine deutschen Freundinnen und Freunde auf mich.“ Daysi Tarqui Choque erzählt noch heute gerne von ihrem freiwilligen Friedensdienst in Deutschland, den sie mit EIRENE von 2019 bis 2021 absolvierte. Die junge Bolivianerin arbeitete zunächst bei den St. Josefs-Werkstätten in Plaidt, in der Nähe von Neuwied, mit Menschen mit Beeinträchtigungen und später in einer multikulturellen Kindertagesstätte. Für das Gelingen des internationalen Freiwilligendienstes arbeitet EIRENE mit bolivianischen Organisationen zusammen, in Daysis Fall war dies FUNDASE. „Nachdem ich über FUNDASE für das Freiwilligen-Programm ausgewählt wurde, begann direkt meine Vorbereitung für meine Zeit in Deutschland. Ich hatte einen Sprachkurs in El Alto und war bis zur Ausreise immer wieder in Kontakt mit deutschen Freiwilligen, die zur gleichen Zeit in Bolivien aktiv waren. Wir haben nicht nur im Tandem Deutsch und Spanisch gelernt, sondern sind schnell Freundinnen und Freunde geworden.“

Die aktuellen deutschen EIRENE-Freiwilligen in Bolivien wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in El Alto im August 2021 von den ehemaligen Freiwilligen aus Bolivien empfangen. Beim gemeinsamen Abendessen war der Austausch intensiv, Freundschaften entstanden. Das ungezwungene Beisammensein erleichtert das Ankommen in einer neuen Kultur ungemein. Denn wie lauten die ungeschriebenen Regeln in der Kommunikation, wo drohen Fettnäpfchen im Einsatzstellenalltag? Wenn man sich an vertraute Personen wenden kann, die bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben, dann gelingen die ersten Schritte in einer fremden Umgebung leichter.

Marie Bömer ist seit August 2021 Freiwillige bei Kürmi, der Ganztagsbetreuung für Kinder von FUNDASE. Das Wort Kürmi kommt aus der indigenen Sprache Aymara und bedeutet Regenbogen. Bei Kürmi unterstützt sie die hauptamtlichen Pädagoginnen bei ihrer Arbeit mit Kindern im Alter zwischen fünf und vierzehn Jahren. Zusätzlich gibt sie an drei Nachmittagen die Woche Englischunterricht. In ihrer Freizeit ist sie viel mit ehemaligen IFDiDs unterwegs: So werden Berge im Umland von El Alto bestiegen oder abends gemeinsam in der WG-Küche gekocht.

Die aktuelle Freiwillige von FUNDASE in Deutschland ist Ana Guarachi. Sie hat in ihrer Vorbereitung Marie Bömer und Tom Knauf, die aktuelle EIRENE-Fachkraft bei FUNDASE, kennengelernt. Auch Ana kam, wie ihre Vorgängerin Daysi, bereits gut vorbereitet in Deutschland an. Seit Mai 2022 ist sie bei der Frauenbegegnungsstätte UTAMARA in Kasbach-Ohlenberg engagiert. Dort ist sie in der Kinderbetreuung aktiv, ähnlich wie zur selben Zeit Marie in Bolivien Kinder betreut. Die Welt rückt zusammen.

"Gemeinsam voneinander lernen, auf Augenhöhe, unter gleichen Bedingungen, weltweit: Wo gibt's denn so was? Wenn wir ehrlich sind, ist das ein Traum, doch er sollte im Zeitalter der Globalisierung eigentlich nicht weltfremd sein. Um ihn Realität werden zu lassen, bedarf es Begegnungen, Menschen, die den Mut haben, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und aufeinander zuzugehen. Dem anderen eine reale Chance geben: Da sind wir dran in Bolivien – weltwärts in beide Richtungen, empfangen und geben, zuhören und berichten, langfristige Freundschaften schließen. Unsere bolivianischen Partnerorganisationen empfangen deutsche Freiwillige und mit ihnen entsenden wir bolivianische Freiwillige aus dem Umfeld ihrer Friedensarbeit nach Deutschland. Die Welt rückt zusammen. Wir rücken zusammen!" - Eva Pevec, EIRENE-Koordinatorin in Bolivien