Friedensjournalismus gegen Trauma und Stigma

Mariam Ouedraogo

Seit 2016 wird Burkina Faso von Gewalt und Terrorismus geplagt. Besonders im Norden und Westen des Landes kommt es regelmäßig zu Terroranschlägen, die dazu führen, dass sich Polizei und Militär zurückgezogen haben. Heute leben schätzungsweise 40 Prozent der Bevölkerung in Gebieten, die nicht durch staatliche Sicherheitskräfte kontrolliert werden. Es kommt regelmäßig zu Angriffen der militanten Gruppen auf die Zivilbevölkerung, zu Massakern und Menschenrechtsverletzungen. Massenflucht ist die Folge, so sind mittlerweile über zwei Millionen Menschen zu Binnengeflüchteten geworden.

Die burkinische Journalistin Mariam Ouedraogo arbeitet seit 2013 bei der burkinischen Tageszeitung Sidwaya und ist Teammitglied in der Gendergruppe der EIRENE-Partnerorganisation Centre National de Presse Norbert Zongo (CNP-NZ). Für Sidwaya berichtet sie immer wieder über die Konflikte in ihrem Heimatland. Im Fokus ihrer Berichterstattung steht das Leid von Frauen und Mädchen in den andauernden kriegerischen Konflikten: "Wenn du die Wunde berührst, wird die Zahl der Schläge wieder auf null gesetzt“, berichtet Solange von ihrem Martyrium. Die Mutter von sieben Kindern wurde auf ihrer Flucht von Dablo, einer Gemeinde im Norden des Landes, von militanten Gruppen zusammen mit anderen Frauen gedemütigt und misshandelt. Mariam hat mit Solange und vielen anderen Frauen im Zuge ihrer Recherchen gesprochen. Die entstandenen Reportagen für die burkinische Zeitung Sidwaya haben für Aufsehen gesorgt. Schonungslos und detailliert führen sie die Gewalttaten der militanten Gruppen an Frauen wie Solange auf. Und sie zeigen, wie systematisch Vergewaltigungen in Burkina Faso als Kriegswaffe eingesetzt werden. Mariam sprach mit Frauen, die aufgrund von Vergewaltigungen schwanger geworden sind. Viele von ihnen begehen Selbstmord, da sie sich schämen und sozialen Ausschluss fürchten.
 

Mariam hat unlängst unterschiedliche Preise für ihre Berichterstattungen erhalten, darunter den renommierten Bayeux Calvados-Normandy Preis für Kriegsberichtserstattung. Ihr Einsatz,weiblichen Opfern des Konflikts eine Stimme zu geben, wird über ihr Heimatland hinaus honoriert. Und ihre Reportagen führen zu wichtigen Debatten in der burkinischen Gesellschaft. Diese helfen Frauen nach traumatischen Erfahrungen, Hilfe zu bekommen und nicht stigmatisiert zu werden. Mariam hat im Zuge ihrer Ausbildung Kurse in Friedensjournalismus durch CNP-NZ, gefördert durch EIRENE, besucht. Heute ist sie selbst in einem Trainer_ innen-Pool für Friedensjournalismus und hilft jungen Journalist_innen, auch in kriegerischen Zeiten wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten und konstruktive Debatten voranzutreiben.

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Burkina Faso

Burkina Faso ist geprägt durch soziale und religiöse Diversität. In den letzten Jahren kam es zu politischen Tumulten und einem Staatsstreich. Der EIRENE- Friedensdienst unterstützt burkinische Organisationen und Aktivist_innen bei gewaltfreien Aktionen.