VOM LERNEN, WACHSEN UND NEUSTARTEN
Marcelo Mamani Arenas, 26 Jahre alt, aus Bolivien, ist seit April 2024 einer der 12 internationalen EIRENE-Freiwilligen, die in Deutschland für ein Jahr in sozialen Einrichtungen mitarbeiten. Im Interview berichtet er von seiner Arbeit in der Begegnungsstätte Bürgerpark Unkel sowie den Herausforderungen und Highlights seiner Zeit in Deutschland.
Was sind deine ersten Eindrücke von der Stadt und den Menschen dort?
Marcelo: Die Stadt hat eine reiche Geschichte, die man in den Straßen, Häusern und den Menschen spürt. Als ich das erste Mal nach Unkel kam, fand ich es ruhig, alt und etwas klein. Aber klein bedeutet nicht, dass es wenig zu bieten hat – die Vielfalt an Sprachen und Kulturen hat mich überrascht. Insgesamt mag ich die Stadt und besonders die Arbeit, die hier mit der Bevölkerung gemacht wird.
Du bist jetzt seit Mai in Unkel. Wie hast du die Zeit bisher erlebt, und welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Marcelo: Die Zeit vergeht unglaublich schnell. In diesen Monaten habe ich viel über Deutschland, seine Kultur und die Menschen hier gelernt. Der Anfang war natürlich schwierig, da alles neu war – von den Verkehrsmitteln bis zum Klima. Am härtesten war für mich die Sprache, aber mit Enthusiasmus, Ausdauer und der Unterstützung der Menschen hier ging es dann immer besser. Meine Erfahrungen waren größtenteils positiv. Es war besonders interessant, einige Klischees über Deutsche zu widerlegen, dass sie etwa wenig lachen oder immer pünktlich sind. Tatsächlich lachen sie genauso wie in Bolivien, und manchmal kommen sie auch zu spät. „Erfolg ist, immer wieder aufzustehen, wenn man hinfällt, und es lohnt sich, tausendmal neu anzufangen.“ – Diese Worte von Pepe Mujica begleiten mich in meiner Zeit hier. Er ist bolivianischer Schriftsteller. Die Erfahrungen in Deutschland sind toll, aber ich vermisse manchmal das Essen, das Chaos und vor allem meine Familie. Doch ihre Unterstützung hilft mir, weiterzumachen und Neues zu lernen.
Ein Thema, das mich stark beschäftigt, ist der Klimawandel. Als Kind habe ich gelernt, dass wir die Erde lieben und respektieren müssen. Aber es macht mich traurig zu sehen, wie die Gletscher in meiner Heimat schmelzen und die Flüsse trockener werden.
Welche Aufgaben übernimmst du in deinem Freiwilligendienst,und gibt es Projekte, die dir besonders viel Spaß machen?
Marcelo: Die Arbeit im Bürgerpark ist unglaublich vielseitig, weil sich ständig etwas verändert. Im Sommer konnte ich beim Projekt „Magic Future“ mitwirken, welches Kindern durch Tanz die Möglichkeit gibt, sich aktiv einzubringen. Außerdem helfe ich bei der Planung von multikulturellen Aktivitäten mit und war zudem an
der Kompostherstellung für den Gemeinschaftsgarten beteiligt. Meine Aufgaben sind breit gefächert – vom Rasenmähen bis hin zur Unterstützung bei Deutschkursen. Dabei stehen stets die Integration und der interkulturelle Austausch im Mittelpunkt der Arbeit hier.
Wie stellst du dir die nächsten Monate deines Freiwilligendienstes vor? Hast du konkrete Ziele?
Marcelo: Ich habe keinen festen Plan, aber ich möchte unbedingt mein Deutsch weiter verbessern, da Kommunikation super wichtig für mich ist. Außerdem würde ich gerne noch mehr Aktivitäten mit und für die Menschen im Park auf die Beine stellen. Mein Ziel ist es, mich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln, meine Fähigkeiten zu testen und das Gelernte weiterzugeben.
Das Interview führte Damaris Becker