Teilnehmer_innen einer Schulung zu Geschlechtergerechtigkeit im Flüchtlingscamp Kyaka II in Uganda.

„Nur wenn Männer und Frauen gemeinsam an der Veränderung von Rollenbildern der Dominanz und der Unterwerfung und an Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern arbeiten, dann ist Gewalt vermeidbar“, so Regina Bafaki, die Direktorin der EIRENE-Partnerorganisation ACFODE. Mit Unterstützung von EIRENE setzt sie sich seit über 30 Jahren für Geschlechtergerechtigkeit und den Schutz von Frauen und Mädchen in Uganda ein.

„Ich bin überrascht, dass es auf dem Planeten Erde noch Wunder gibt. Ich erinnere mich, dass mein Mann mir nachstellte, wenn ich Wasser am Brunnen holte. Er dachte, ich treffe mich dort mit anderen Männern. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass in unserer Ehe Schläge und Beleidigungen häufiger vorkamen als Komplimente. Wir tranken viel Alkohol, um die schmerzhaften Erinnerungen an unsere Flucht aus dem Kongo zu vergessen und um mit den schwierigen Bedingungen im Camp fertig zu werden. Es tat mir weh, zu sehen, wie unsere Ehe in die Brüche ging. All dieses Leid endete nach dem viertägigen ACFODE-Training. Uns wurde als Paar klar, dass unsere Streits sich meistens um Geld drehten. In den Trainings haben wir gelernt, unsere wenigen Ressourcen sinnvoll zu investieren. Wir sind dem Sparverein von ACFODE beigetreten, haben Kredite bekommen und planen unsere Ausgaben jetzt gemeinsam. Dank unserer Familienplanung vermeiden wir es, weitere Kinder zu bekommen, die unser kleines Einkommen noch zusätzlich belasten würden.“ Modellpaare wie Sarje Amuli und seine Frau Sifa Masika gibt es mittlerweile 70 im Camp Kyaka II. Durch ihren Veränderungsprozess sind sie Vorbilder für andere Paare geworden. Schulungen in gewaltfreier Kommunikation, Therapie- und Gesprächsangebote von ACFODE, aber auch praktische Alltagshilfen, z. B. das knappe Haushaltsgeld gemeinsam zu verwalten, haben ihr Leben enorm verbessert.

Das Konzept des Modellpaares ist Bravious Bainomugisha’s Baby. Er arbeitet seit vielen Jahren bei ACFODE und hat sowohl die Idee als auch die Schulungen für Modellpaare entwickelt. Von Anfang an war er überzeugt, dass es gute Vorbilder braucht, um gewalttätige Verhaltensmuster in Ehen zu beenden. Er kann sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, wenn er sieht, wie die mittlerweile 70 aktiven Paare das Leben in Kyaka II positiv verändern. Der Weg ist jedoch noch weit, um althergebrachte Denkstrukturen zu durchbrechen. Bainomugisha sagt: „Immer noch gibt es viele Männer, die meinen, wenn sie eine Frau heiraten und den Brautpreis bezahlt haben, wird sie sein Eigentum. Sie denken, sie seien dann frei, ihre Frau so zu behandeln, wie sie wollen.“ Neben der Idee der Modellpaare forciert ACFODE die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, um für Geschlechtergerechtigkeit und Gewaltfreiheit öffentlich einzutreten. In TVTalkshows, die regelmäßig in Englisch, Kiswahili und Rutooro ausgestrahlt werden, kommen Modellpaare zu Wort und ermutigen andere, neue gleichberechtigte Wege einzuschlagen. Enttabuisierung von Gewalt ist weiterhin ein wichtiger Schritt in der Präventionsarbeit. Die Opfer und Zeug_innen von Gewalttaten werden ermutigt, das Schweigen zu brechen und jede Form von Übergriffen der Campverwaltung und der Polizei zu melden. Dabei werden sie von den ACFODE-Mitarbeiter_ innen begleitet. Die EIRENE-Länderreferentin Augusta Muhimpundu steht im engen Kontakt mit den lokalen Kolleg_innen bei ACFODE. Sie besuchte das Camp Kyaka II in den vergangenen Jahren mehrere Male. „Wir wollen jetzt verstärkt unsere Trainings zu Gender und Rollenbildern in die umliegenden Dörfer ausweiten. Die Frauen brauchen auch Schutz und Akzeptanz bei ihren Erledigungen und Arbeiten außerhalb des Camps“, so die Erfahrung von Augusta Muhimpundu.

von Anne Dähling

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