Ertragreiche Ernten trotz Klimawandel – Neues Projekt in Niger

Die Anlage von Gemüsefeldern auf zuvor unfruchtbarem Wüstenboden war in der Region Dosso erfolgreich. Seit drei Jahrzehnten schult EIRENE Familien in Niger in nachhaltiger Bodennutzung.

Menschen in Niger bewirtschaften ihre Felder mit klimaangepassten Anbaumethoden und sorgen so für Ernährungssicherheit. Ein neues EIRENE-Projekt hilft ihnen dabei, da es auf bereits erfolgreiche angewandte Methoden aufbaut. Lokale Agrarexpertise wird durch Wissensmanagement und moderne Didaktik skaliert – alle profitieren.

Eigentlich bietet die Region Tahoua im Süden des Nigers den dort lebenden Menschen genügend Potenzial, sich selbst zu ernähren. Sie lebten seit Jahrhunderten in Balance mit der Natur. Viehhaltung und Ackerbau waren an die kargen Böden, an die wiederkehrenden Dürren und an Wetterextreme angepasst. In der Regel reichten die Ernten, um Familien und Tiere zu ernähren. Vorsorgestrukturen, wie genossenschaftlich organisierte Getreidebanken und Saatgutspeicher, wurden  geschaffen. Sie halfen, Hungerkrisen zu überstehen. In der Region Tahoua gibt es zudem mehrere Staudämme und Wasserreservoirs, die eigentlich eine gute Grundlage für Gemüseanbau und Fischzucht bilden. 

Aber die Balance ist schon seit einigen Jahren aus dem Lot geraten. Fruchtbare Anbauflächen werden immer knapper und die Ernährungslage der Menschen  unsicherer. Der Jugend fehlen Perspektiven und Einkommensmöglichkeiten. Viele junge Erwachsene ziehen in die Städte oder verlassen sogar ganz ihr Land.

Reparatur einer Wasserleitung in der Gemeinde Beina, Niger.

Daniel Djedouboum kennt den Niger gut. Schon lange betreut der studierte Agrarwissenschaftler die EIRENE-Projekte im Sahel. Er ist im engen Austausch mit Vertreter_innen der nigrischen Nichtregierungsorganisation Association pour le Sahel Vert (AVS). Mit deren erfahrenen Kolleg_innen hat EIRENE bereits von 2019 bis 2022 im Projekt „Friedliche Zukunft im Sahel“ zusammengearbeitet. Das gemeinsame Ziel ist es, der lokalen Bevölkerung in der Region Tahoua neue klimaangepasste Anbaumethoden zu vermitteln, wie dies bereits in der Region Téra im Niger geschah. Schulungen in diesen Methoden helfen den Menschen,  unfruchtbar gewordene Flächen zu rekultivieren, um diese wieder für den Anbau von Getreide und Gemüse nutzen zu können.

Klimawandel und terroristische Anschläge

Die Mitarbeiter_innen von ASV treffen Vertreter_innen der Gemeinde Birni-N’Konni, in der Region Tahoua. Die Gemeinde ist umgeben von staubiger, trockener Erde. In der Ferne sieht man vereinzelt kahle, knorrige Sträucher und Akazien. Die Gemeindevorsteher benennen die aktuellen Herausforderungen: Klimawandel und Binnenmigration. „Immer mehr Felder werden von den Migrant_innen besetzt. Uns bleiben damit zu wenige Felder für unsere eigenen Familien übrig“, ist es aus den Dörfern zu hören. Sie kommen aus nördlicheren Regionen des Nigers oder aus Mali und Burkina Faso, wo Gewalt zwischen islamistischen Gruppen und Sicherheitskräften die Zivilbevölkerung beutelt. Hinzu kommt der Klimawandel. Immer öfters beklagen die Menschen Ernteausfälle wegen ausbleibendem oder ungewöhnlich heftigem Regen. Schon jetzt ist die Durchschnittstemperatur in den letzten Jahren um 1,5 Grad höher als noch vor 20 Jahren.

„Die Probleme von Migrationsdruck und Klimawandel kennen wir auch aus früheren Projektregionen. Die bäuerlichen Familien brauchen Wissen über gute, erfolgreiche Methoden, um das Land um ihre Dörfer herum wieder fruchtbar zu machen“, betont Daniel. Dazu hat EIRENE bereits mit anderen lokalen nigrischen Partnerorganisationen wirkungsvolle Methoden erprobt und sie in den Regionen Dosso, Téra sowie im angrenzenden Burkina Faso angewandt. Nachweislich ließen sich so die Ernten über 50 Prozent steigern. 

Im November 2024 soll die neue Zusammenarbeit in Birni-N’Konni voraussichtlich starten. Wie in den früheren Projekten ist eine lokale Nichtregierungsorganisation verantwortlich für die Planung und Weiterentwicklung von Maßnahmen vor Ort, in diesem Falle der EIRENE-Partner ASV. 

Neben den  Schulungen zu klimagerechten Anbaumethoden sollen gute Vermarktungskonzepte mit der Gemeinde entwickelt werden. Wie wird die Hirse sicher gelagert und weiterverkauft? Wie werden Früchte und Gemüse haltbar gemacht? Welche Transportmöglichkeiten haben die Familien für ihre Produkte? Wichtige  Fragen, um eine nachhaltige Versorgung zu garantieren. 

Neben der Ernährungssicherheit geht es in dem neuen Projekt auch um die Stärkung der Frauen. Vielfach besitzen Frauen im Niger kein eigenes Land, über das  sie selbst bestimmen könnten. Damit haben sie weniger Mitsprache in ihren Gemeinden. Im Laufe des dreijährigen Projektes wird daher ein Fonds eingerichtet, aus dem Landtitel für Frauen finanziert werden.


von Anne Dähling

Klimagerechte Landwirtschaft in Niger

Die Auswirkungen der Klimakrise gefährden die Ernährungssicherheit der Menschen im Niger. Mit innovativen Anbaumethoden und Rückgewinnung von degradierten Feldern lassen sich die Ernten steigern.