Eine Umarmung tröstet. EIn Sozialarbeiter von MPK begleitet obdachlose Jugendliche in den Straßen von El Alto
Straßenkinder schützen, stärken und begleiten
"Alle Kinder sollen ohne Gewalt aufwachsen können". So steht es eigentlich in der bolivianischen Verfassung. Jedoch sind Gewalt und Missbrauch im Alltag bolivianischer Kinder weit verbreitet. Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben, sind nochmal mehr gefährdet. In dieser "rechtlosen" Umgebung haben 90 Prozent der Kinder körperliche, seelische und sogar sexualisierte Gewalt erlebt.
Obdachlose Kinder und Jugendliche in der Millionenstadt El Alto erfahren tagtäglich Gewalt. Sexueller Missbrauch oder körperliche Ausbeutung, um Mahlzeiten zu erhalten, gehören häufig dazu. Haupttäter sind überwiegend Polizist*innen, Ladenbesitzer*innen oder Passanten. Aber auch der Umgang unter Straßenkindern selbst ist durch Gewalt bestimmt. Im „rechtlosen“ Umfeld Straße ist es unter Gleichaltrigen notwendig, stark zu sein und Macht auszuüben. Gewalt ist der direkteste Weg, seine eigene Position innerhalb einer Gruppe zu behaupten. Oft fehlen Selbstwertgefühl und Selbstachtung, um sich mit Respekt begegnen zu können. Kinder, die Gewalt erfahren haben, sind vielfach traumatisiert. In der Regel wissen sie nicht, wo sie Hilfe bekommen können. Therapieangebote sind selten und die staatlichen Angebote liegen weit unter dem Bedarf.
EIRENE arbeitet vor Ort mit dem nichtstaatlichen Kinderschutzzentrum Maya Paya Kimsa zusammen. Gemeinsam wurde ein integraler Ansatz entwickelt, bei dem Eltern, Behördenvertreter*innen, Therapeut*innen und Sozialarbeiter*innen einbezogen wurden.
"Wir wollen erreichen, dass möglichst viele Straßenkinder dem Leben auf der Straße den Rücken kehren, wieder zur Schule gehen und vielleicht sogar dauerhaft in ihre Familien zurück finden", erklärt Eva Pevec, die EIRENE-Landeskoordinatorin in El Alto.
Insgesamt sollen durch die Arbeit von MaPaKi rund 1.800 Kinder und Jugendliche erreicht werden. Hinzu kommen rund 500 Beteiligte aus dem familiären und staatlichen Umfeld.
So werden Straßenkinder bei einem positiven Lebenswandel unterstützt :
Über regelmäßige Rundgänge in Brennpunkt-Stadtteilen wird der Kontakt zu obdachlosen Kindern und Jugendlichen hergestellt, ihre Bedürfnisse erfragt und ihnen Unterstützungsangebote aufgezeigt.
Vielfach sind Straßenkinder krank oder verletzt. Mitarbeitern von MaPaKi behandeln vor Ort kleinere Wunden oder begleiten Straßenkindern zu Gesundheitszentren, wo auch die Kosten übernommen werden.
In Gruppen-und Einzeltherapien werden Traumata und Angstzustände bearbeitet und die Abkehr von Drogenkonsum unterstützt. Das fördert das Selbstvertrauen der Kinder und lässt sie positiv in die Zukunft blicken.
Für rund 100 Vertreter*innen von Jugendämtern und anderen Behörden der Kindesfürsorge werden Schulungen zu Kinderrechten und Umgang mit Gewalt angeboten.
Beispiele, wie Sie helfen können:
Mit 55 Euro werden die Streetworker des Kinderschutzzentrums mit 5 Erste-Hilfe-Koffern ausgestattet, um Wunden von Straßenkindern direkt zu behandeln.
75 Euro helfen für Infobroschüren und Filme, um Eltern und Lehrkräfte aufzuklären, wie verhindert werden kann, dass Kinder auf der Straße landen.
250 Euro helfen für die notwendige Ausstattung von der Therapieräumen mit Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten, in denen sich die Kinder wohl fühlen.
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Land/Region: Bolivien, El Alto Projektdauer: 2025 bis 2027 Finanzierung: Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Eigenmittel EIRENE Lokaler Partner: Maya Paya Kimsa (https://www.mayapayakimsa.org), Ansprechpartner bei EIRENE: Franziska Mönnich, moennich [at] eirene [dot] org (moennich[at]eirene[dot]org)
Das Land trägt seine Vielfalt bereits im Namen: Im Plurinationalen Staat Bolivien leben 36 indigene Völker mit ihren eigenen Sprachen und Kulturen zusammen. Frieden ist als Staatsziel in der Verfassung verankert, trotzdem werden politische Konflikte häufig gewalttätig ausgetragen.