Früher waren es Fotograf_innen aus dem Ausland, jetzt sind wir es

Wara Vargas ist indigene Fotografin aus Bolivien und sie hat einen Auftrag. Sie will zeigen, dass Bolivien mehr ist als die voreingenommenen Bilder von Armut, Korruption, Machismo und Not, die im Westen kursieren. Jetzt hat sie die Kinderschutzzentren SEPAMOS und Maya Paya Kimsa in El Alto besucht, die von EIRENE unterstützt werden. Dank ihrer langjährigen Erfahrungen als Bildschaffende und ihrem Einfühlungsvermögen für Kinder und Jugendliche sind besondere Aufnahmen entstanden. Hier berichtet sie von ihrem Auftrag.

Ich habe soziale Kommunikation studiert und viele Jahre lang als Fotojournalistin für verschiedene Zeitungen in Bolivien gearbeitet. Vor ein paar Jahren beschloss ich, Dokumentarfotografin zu werden, und habe den Zeitungen den Rücken gekehrt. Heute arbeite ich mit der Agentur fairpicture zusammen.

Ich habe bereits mit Mädchen gearbeitet, die Opfer von Menschenhandel geworden waren. Die jungen Frauen haben mich beeindruckt: Ihre Energie, voranzukommen, trotz ihrer schrecklichen Erfahrungen, das war befreiend! Und ich wollte sie unterstützen in ihrem Kampf!

EIRENE unterstützt die Kinderschutzzentren SEPAMOS und Maya Paya Kimsa in El Alto. Ich habe im Juni den Auftrag bekommen, ihre Arbeit zu porträtieren. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl beim Besuch der Zentren, da sie die ihnen anvertrauten Kinder bestmöglich betreuen und schützen. Die Arbeit der Psycholog_innen ist intensiv und liebevoll – ein Segen für die Kinder, die sowohl auf der Straße als auch in ihren Familien furchtbare Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht haben.

Es war mir ein großes Anliegen, die Kinder nicht als Opfer zu porträtieren. Deshalb habe ich viele fotografische Techniken angewendet, damit die Anonymität der Kinder gewahrt wurde. Ihre dunklen Erfahrungen habe ich symbolisch durch Schatten oder weinende Piktogramme sichtbar gemacht und gezeigt, dass sie jetzt bei SEPAMOS und Maya Paya Kimsa Orte der Heilung und des Trostes gefunden haben.

Durch fotografische Techniken wird die Anonymität der Kinder gewahrt. Ihre dunklen Erfahrungen werdeb symbolisch durch Schatten oder weinende Piktogramme dargestellt.

EIRENE hat verstanden, dass es Menschen aus Bolivien braucht, um diese Geschichten dem Westen zu zeigen. Früher waren es Fotograf_innen aus dem Ausland, jetzt sind wir es, die das Bild von Bolivien in der Welt prägen. Viele Fotograf_innen kommen nach Bolivien und nehmen nur Bilder von Armut auf – Kinder ohne Schuhe oder schmutzige Landfrauen. Ich will Menschen zeigen, die vorankommen und die stark sind.

Die Unterstützung der Kinderrechtsarbeit in Bolivien durch Spenden aus Deutschland ist in meinen Augen sehr wichtig. Noch schafft es der bolivianische Staat nicht, dieser Aufgabe gerecht zu werden.

von Wara Vargas

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